HoGeSa-Demo: NDRinfo-Redakteur lügt - und verbietet belastendes Fotomaterial
Hannover. Zwei Journalisten begegnen sich im Hauptbahnhof Hannover und erleben, wie eine Gruppe Linksradikaler auf Radau aus ist und die heimreisenden HoGeSa-Demonstranten heftig provozieren. Nur wenige Stunden später ändert einer der beiden, der NDR-Info-Redakteur, seine Haltung und veröffentlicht einen fragwürdigen Kommentar auf NDR.de, der im nachfolgenden Blog für Entrüstung sorgt, die der andere Journalist in vielen Teilen nachvollziehen kann - und deshalb einen kritischen Impulsbeitrag im NDR-Blog schreibt. Dieser allerdings wird sofort blockiert und die vom NDR angeforderten Stellungnahmen zu den Kontroversen bleiben aus. Stattdessen wird unter sofortiger Einschaltung des NDR-Justitiars dem freien Journalisten untersagt, ein den NDR-Info belastendes Foto zu veröffentlichen.
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Linksradikale provozieren nach der Demo
Die HoGeSa-Demonstration am 15.11.2014 war gerade aufgelöst und die Teilnehmer wurden wohlgeordnet durch eine Polizei-Schleuse in den Hauptbahnhof geleitet. Dennoch tauchte plötzlich eine Gruppe skandierender Linksradikaler auf, die die HoGeSa-Teilnehmer mit wehender Antifa-Fahne, gehobenen Mittelfingern und lautstarken Zurufen ähnlich wie „Ihr schwulen ...“ oder „Wir haben Eure Mütter gef...“ provozierten, was den Spannungsfaden rechtsseitig reißen ließ und eine Flasche in Richtung Antifa-Fahne flog.
Platzverweis und kurzzeitige Sperrung des Bahnhofsbereichs
Schnell brachten sich ca. dreißig Polizisten in Stellung (allein zehn direkt vor den Skandierern), um den Weiterzug der Provokateure und mögliche Eskalationen zu verhindern, was die drei Antifa-Fahnenschwänger und ihre fünfzehnköpfige Anhängerschaft allerdings nicht davon abhielt, weiterzumachen: Die wedelten mit ihrer Fahne sogar respektlos dicht vor den Köpfen der Polizisten herum. Der Platzverweis folgte und die Polizisten begannen, die Gruppe aus dem Bahnhof herauszuführen. Passanten und Presse wurden ebenfalls gebeten, den Bereich zu räumen, der daraufhin sogar kurzzeitig gesperrt war.
NDRinfo-Mikro; lautstarke Verbalangriffe Linksradikaler: Für den NDR-Info-Redakteur nur ''drei harmlose Menschen''
Mittendrin: Ein freier Journalist und ein Politik-Redakteur von NDR-Info, der sein Mikro in die Höhe hielt und aufnahm, was die Linksradikalen zu den Rechten schrien und danach in sein Handy eintippte, was alle Anwesenden bestätigen konnten: „Ca. 15 Antifas skandieren“. 'Stimmt genau!', stellte der freie Journalist erfreut fest, und fing die Situation schnappschußhaft mit ein. Das Foto sollte eigentlich als kollegiale Wertschätzung für den Redakteur und die NDR-Info-Redaktion zur Verfügung gestellt werden, als authentische Momentaufnahme. Der freie Journalist sprach ihn darauf sogleich an, worauf er dankend nickte und zustimmend seine Visitenkarte übergab.
Ein fragwürdiger Kommentar und ein Blog der Wellen schlägt
"Ca. 15 Anitfas skandieren" – nach dieser Meldung suchte der freie Journalist abends im Internet leider vergeblich. Dafür fand er einen Kommentar und einen Blog dazu, in dem sich bereits die Beschwerden über den NDR-Info-Redakteur und seine konträren Darstellungen zur HoGeSa-Demo stapelten. Nicht das man immer alles ernst nehmen müsste, was in Internetforen steht, aber hier war es anders. Hier deckten sich eine ganze Anzahl kritischer Einträge mit den eigenen Erlebnissen des freien Journalisten von diesem Tage. Eine durchaus überheblich wirkende Erwiderung an einen Leser, vom NDR-Info-Redakteur selbst gebloggt, stach dabei besonders hervor: „Waren Sie dabei, als als drei harmlose Menschen im Bahnhof Hannover eine Antifa-Fahne schwenkten [...]? Nun, ich schon. [...].“ Drei harmlose Menschen?! Dazu kam noch, dass der NDR-Info-Redakteur - ebenfalls den Tatsachen entgegenstehend - die Gewaltbereitschaft auf die HoGeSa-Teilnehmer verlagerte, von denen hier nun wirklich keine Provokation ausging.
NDR-Info-Redakteur: "Drei harmlose Menschen im Bahnhof Hannover..."
Dies alles brachte den freien Journalisten dazu, ungewohnter Weise auch einen Eintrag zu bloggen und zwar mit Vor und Zunamen und voller Kennzeichnung. Zumindest die ehrliche Leserschaft sollte auf NDR.de nicht falsch informiert sein und irritiert im Raume stehen bleiben, insbesondere nicht der Blogger, demgegenüber mit entschiedener Härte sogar die Unwahrheit verteidigt wurde; von einem erfahrenen Politik-Redakteur aus dem Hause NDR-Info, nach einer derartig gewaltigen Versammlung, in einer so sensiblen Thematik. Das Forum sollte wissen, dass es einen weiteren Journalisten gab, der anwesend war und der seine Äußerungen belegen kann. Ein weiterer Beschwerdepunkt war, dass die Besucher von NDR.de durch die Startseite direkt auf den meinungstragenden Kommentar geleitet wurden und nicht auf einen Sachbeitrag - eine fragwürdige Art der objektiven Berichterstattung.
Ein Kommentar als meinungstragender Leitbeitrag auf der Startseite von NDR.de
Den Blogeintrag gesperrt, das belastende Foto verboten
Als der NDR-Redakteur den kritischen Blog-Eintrag feststellte, erhielt der freie Journalist einen sonntäglichen Anruf. Nicht, um offene Fragen zu klären, sondern um sich nach dem belastenden Material zu erkundigen. Das bekam er auch sogleich per E-Mail, woraufhin der Blog-Eintrag prompt gesperrt blieb. Und statt klärender Worte erhielt der freie Journalist als Antwort schon eine Stunde später ein Veröffentlichungsverbot; per E-Mail gleich in Kopie an den NDR-Info-Programmleiter, den NDR-Justitiar, den Leiter Landespolitik beim NDR-Fernsehen sowie die Landespressekonferenz.
Trotz aller Bemühungen war die Woche darauf kein Verantwortlicher beim NDR bereit, eine Stellungnahme abzugeben oder zumindest ein verständiges Gespräch zu führen - stattdessen wurde die Untersagung des Fotos vom NDR-Info-Programmleiter bekräftigt und die Blogsperren bestätigt. Der freie Journalist sei u. a. unkollegial und unprofessionell gewesen und da dies nicht den NDR-Richtlinien entspräche, könnten daher auch die Blogbeiträge nicht veröffentlicht werden. Mit keiner Silbe eine Antwort auf die offenen Fragen; kein Signal, dass der Sache zumindest intern nachgegangen wird. Dies hätte - obwohl eine gegensätzliche Haltung zur Wahrheit kaum begründet darstellbar wäre - zumindest dazu geführt, dass das für den NDR kritische Foto zunächst in der Schublade verschwinden und eine Klärung herbeigeführt werden kann.
Das Bild: Vorher Wertschätzung für Qualitätsjournalismus - nun lediglich "Beweismaterial"
Da der NDR sich zu der Verbreitung einer offensichtlich vorsätzlichen Falschdarstellung aus dem eigenen Hause nicht äußert, erhält das Foto nun eine neue Bedeutung, einen dokumentarischen Charakter. Der Empfehlung aus dem Hause NDR „die Sache einfach zu den Akten zu legen“ kann, will und wird der freie Journalist nicht nachkommen: Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf wahrheitsgemäße Berichterstattung. Zumindest kann sie das von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarten - und gerade NDR-Info setzt da seine Maßstäbe selbst sehr hoch an.
„Der Journalist hat eine hohe Verantwortung, die man unter dem Begriff 'Journalistische Sorgfaltspflicht' erfasst. Das bedeutet, dass jede journalistische Darstellung möglichst vollständig und möglichst wahrheitsgetreu sein sollte.“ Dieser Kodex gilt für alle, auch für NDR-Info-Redakteure, auch im Internet - und auch bei Kommentaren, wenn dessen Autoren in besonderer Verantwortung stehen. Kein Mensch kann sich frei von Fehlern sprechen, auch der Verfasser dieser Zeilen nicht. Aber hier wird keine Fehlerfreiheit erwartet, sondern schlicht die Wahrheit! Mag der NDR sich zur Wahrheit erklären - er trägt die Verantwortung. |
"15 Antifas skandieren" - ... und filmen die Reaktionen der Rechten
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Zitat des Tages:
"Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!" [Bertold Brecht]