Buchempfehlung: GEORGE ORWELL | 1984 | Ein utopischer Roman
George Orwell (eigentlich Eric Arthur Blair) zeichnet in seinem heute noch brandaktuellen Roman "1984" mit atemberaubender Unerbittlichkeit das erschreckende Bild einer durch und durch totalitären Gesellschaft, die bis ins letzte Detail durchorganisierte Tyrannei einer absolut autoritären Staatsmacht. Es ist die Vision eines totalen Überwachungsstaates, der seine Bevölkerung auf Schritt und Tritt und sogar die Gedanken kontrolliert. Orwells "1984" hat einen beklemmenden Wirklichkeitsbezug, dem man sich nur schwer entziehen kann:
.Winston Smith, der Protagonist des Romans, arbeitet als Beamter für die Staatsmacht und ist dafür zuständig, daß dessen Geschichtsschreibung sich mit der aktuellen Meinung deckt. Er lebt in Ozeanien, einem von drei Supermächten auf der Welt, das von einer Einheitspartei regiert und kontrolliert wird und wo ranghohe Parteimitglieder durch ihre krankhafte Identifikation mit der Partei auffallen. Smith gerät dabei mehr und mehr in Opposition zum System, dem es am Ende dennoch gelingt, seinen Willen zu brechen ("1+1=5").
'Die Partei' beherrscht die Vergangenheit, in dem sie alle erschienen Texte - egal ob Bücher oder Zeitungen - ihrer Version der Geschichte anpasst. Doch 'die Partei' kontrolliert nicht nur die Vergangenheit, sondern prägt auch die Gegenwart der Bevölkerung. Mit auch im Privatbereich überall installierten 'Televisoren' überwacht sie das Volk 24 Stunden am Tag getreu dem Motto "Big Brother ist watching you". 'Die Partei' schreibt den Menschen ihre Aktivitäten vor, reglementiert, wie viel Geld für Essen, Pflege und Kleidung ausgegeben werden kann und die Gedankenpolizei verfolgt und verhaftet jeden, der in seinen Gedanken auch nur ansatzweise von der Parteilinie abweicht und somit zum Gedankenverbrecher geworden ist, selbst im Schlaf.
Im Orwell-Staat soll den Menschen deshalb das Denken durch sogenanntes "Doppeldenken" bzw. "Zwiedenken" aberzogen werden und es wird eine neue Sprache verordnet, das sogenannte "Neusprech", das immer weniger Wörter hat - bis es einmal nicht mehr möglich ist, Gedanken zu hegen, die sich gegen das System richten könnten.
Orwell beschreibt eindrucksvoll, wie durch Veränderung der Sprache der Manipulation des Volkes durch die herrschende Klasse Tür und Tor geöffnet wird. Die unmenschlichsten Züge des Systems sind mit wohlklingenden Namen besetzt. So gibt es Ministerien, deren Namen in ihrer offenen Umkehrung der Tatsachen an schamlosen Hohn grenzen:
Das "Ministerium der Liebe" ist nicht etwa für den liebevollen Umgang der Menschen untereinander zuständig, sondern "lehrt", den Abtrünnigen und Andersdenkenden mittels grausamster Foltermethoden den "Großen Bruder", also die Einheitspartei, zu lieben.
Im "Ministerium für Wahrheit" werden Geschichte und Gegenwart ständig den gegenwärtigen politischen Interessen angepasst. Wahr ist alleinig, was der "Große Bruder" als wahr definiert. Immer aufs neue wird dem Volk wird klargemacht, dass alles immer schon so war, wie es jetzt grad ist. Anderslautendes wird täglich aus Zeitungen und Büchern und damit systematisch aus dem Gedächtnis der Menschen und der Geschichtshistorie entfernt.
Das "Ministerium für Überfluß" beschäftigt sich mit der Einschränkung des Volks, das "Ministerium für Frieden" beschäftigt sich mit Kriegsangelegenheiten.
„Denn nur dadurch, daß Widersprüche miteinander in Einklang gebracht werden, läßt sich die Macht unbegrenzt behaupten.“
Die Parteimitglieder des fiktiven Totalstaates Ozeanien tragen einen blauen Anzug als Uniform und auf dem allgegenwärtigen Bildnis des 'Großen Bruders' prangt die Zeile:
Der Große Bruder sieht dich! (Big Brother is watching you!)
Partei-Parolen wie „KRIEG BEDEUTET FRIEDEN“, „FREIHEIT IST SKLAVEREI“ und „UNWISSENHEIT IST STÄRKE“ werden dazu genutzt, den Wörtern einfach andere Bedeutungen zuzuweisen. Aufgrund dieser Herrschaft durch Sprache ist ein alternatives System nicht mehr möglich, da dafür einfach die Vokabeln fehlen, sie unterminiert systematisch die Solidarität von Familie, Gemeinschaft und Volk.
In Orwells "1984" gibt es nur noch die drei Supermächte Ozeanien, Eurasien und Ostasien, die sehr genau wissen, dass sie sich nicht besiegen können. Durch die Tatsache, dass sie ihrer Bevölkerung aber glaubhaft machen, dass sie sich ständig im Krieg und Terror befinden, können sie die Bevölkerung leichter kontrollieren und so eng wie möglich an der Leine halten...
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Siehe auch:
Die Welt aus den Fugen - Zwei alte Romane erklären den globalen Plan
(lesenswert!)
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